Buch | Regie | Montage
Vom Traum des fünfstöckigen Hauses – Vier Frauen in Honduras
Gemeinsam mit der Kamerafrau Fabiola Maldonado, Absolventin der Filmhochschule in San Antonio de los Baños (Kuba), lebte Anna Ditges drei Monate in der Abgeschiedenheit des Tawahka-Dorfes Krausirpe, ohne fließendes Wasser, ohne Strom und ohne Telekommunikation. Ihr Equipment betrieb sie mit einer selbst gebauten Solaranlage, in dieser Zeit eine besondere technische Herausforderung. Schon während des Drehs konkretisierte sie das eher vage ethnografisch angelegte Projekt auf den erzählerischen Kern der Lebenserfahrungen von vier unterschiedlich alten Frauen. Ihr reichhaltiges Material verdichtete sie im Schnitt zum 60-minütigen Dokumentarfilm Vom Traum des fünfstöckigen Hauses – Vier Frauen in Honduras, den sie im Jahr 2001 fertigstellte.
Dokumentarfilm | 2001 | 60 min | Kunsthochschule für Medien Köln
Die honduranische Mosquitia hatte Anna Ditges bereits bei einem früheren Aufenthalt kennengelernt, den sie fotografisch dokumentierte.
Als ich damals meine erste Nacht im zentralamerikanischen Regenwald erlebte, wohnte ich in Krausirpe, einem kleinen Dorf vom indigenen Stamm der Tawahka, am Río Patuca gelegen. In jener Nacht war ich überwältigt von dem Lärm, den Regen erzeugen kann. Er ließ seine Millionen und Abermillionen großen und kleinen Tropfen auf das Blätterdach prasseln und jagte ganze Wasserbäche unter dem Stelzenhaus hindurch, stundenlang.
Nur ein Jahr später fegte der Hurricane Mitch über das Dorf Krausirpe hinweg und riss den Großteil der traditionellen Tawahka-Häuser mit sich. Die 1997 entstandenen Fotografien wurden so zu einem Zeugnis des noch intakten Dorflebens vor der verheerenden Umweltkatastrophe, mit der ein weiteres Stück Unabhängigkeit des indigenen Volksstammes verloren ging. 1999 zeigte Anna Ditges ihre Bilder in der Ausstellung Krausirpe – Ein Dorf am Río Patuca im Kunsthaus Lempertz, durch die sie Spenden für die Tawahka generierte.
Gewohnt haben Fabiola und ich bei Mirta, die uns herzlich aufnahm. Jeden Morgen weckte uns das donnernde Geräusch der Holzscheite, die Mirta mit ihrer Machete in der Küche auf den Fußboden schlug, um sie zu zerteilen. Den Kaffee kochte sie auf dem offenen Feuer. Erst als Mirta einmal für eine Woche weg war, wurde Fabiola und mir klar, wie schwer es ist, Feuer mit feuchtem Holz zu machen, denn das Trocknen der Scheite hatten wir ganz vergessen.
Fotos der Ausstellung Krausirpe – Ein Dorf am Río Patuca
Nach einiger Zeit verspürte ich den dringenden Wunsch zu erfahren, was aus dem Dorf Krausirpe und seinen Bewohnern geworden war. Und hatte die Idee, dorthin zurückzukehren – diesmal, um einen Film über das sich wandelnde Leben der Tawahka zu drehen.